Meissen A - Z
A
Die Anlage ist ein Arbeitsschritt in der Porzellanmalerei, speziell in der Blumenmalerei. Sie ist der erste Arbeitsgang mit Farbe und erfolgt nach dem Einteilen der Malfläche (Bleistiftskizze). Bei der Anlage werden alle Bereiche des Dekors Farbe für Farbe flächig unterlegt. Das Ergebnis der Anlage ist eine helle Untermalung des Dekors, er ist bereits erkennbar, aber es fehlen die plastischen Details. Diese werden erst im nächsten Arbeitsschrift, der Ausarbeitung, ergänzt.
Arkanisten waren diejenigen Manufakturisten, denen das Geheimnis der Porzellanherstellung bekannt war. Der Begriff Arkanum (lateinisch für Geheimnis) wurde ursprünglich in der Alchemie verwendet. Hier bezeichnete er das von den Alchemisten gesuchte Rezept zur Herstellung von Gold. Als die Herstellung des kostbaren Porzellans gelungen war, übertrug sich der Begriff Arkanum auf das Geheimnis der Porzellanherstellung. Dazu zählt neben der Rezeptur für Porzellanmasse auch das Wissen um die Glasur, die Farben und das Brennverhalten.
Aufglasurmalerei ist eine Porzellanmaltechnik. Sie erfolgt nach dem 2. Brand (dem Glattbrand) auf die Glasur. Aufglasurdekore werden mit dem Pinsel oder mit der Stahlfeder aufgetragen. Danach muss die Malerei im Dekorbrand noch einmal gebrannt werden, damit sie sich mit der Glasur fest verbindet und haltbar wird. Die verwendeten Farben enthalten als färbende Bestandteile Metalloxide. Manche Farben haben im Dekorbrand einen starken Farbumschlag. So ist zum Beispiel der berühmte Meissener Purpur beim Malen Braun und erst nach dem Dekorbrand leuchtend Purpur.
Die Ausarbeitung ist ein Arbeitsschritt in der Porzellanmalerei, speziell in der Blumenmalerei. Sie ist der zweite Arbeitsgang mit Farbe und erfolgt nach der Anlage (flächige Untermalung des Dekors). Bei der Ausarbeitung wird auf die getrocknete Anlage gemalt. Farbe für Farbe werden Dekorfeinheiten ergänzt. Plastische Details werden herausgearbeitet: durch Schatten, durch Variieren von Hell und Dunkel innerhalb der einzelnen Farben oder auch durch Lasieren von Dekorbereichen.
B
Als Beläge bezeichnet man kleinformatige plastische Teile an Figuren oder auch Gefäßen. Sie werden von den Bossierern in Gipsformen hergestellt und beim Zusammensetzen der Figur mit Schlicker angesetzt. Typische Beispiele für Beläge sind Blätter, Ranken, Blüten oder Zierwerk wie Bänder und Schleifen.
Bossieren ist ein Arbeitsschritt in der Figurenfertigung. Er bezeichnet das Zusammensetzen einer Porzellanfigur aus ihren Einzelteilen. Die Teile bestehen aus feuchter, noch formbarer Porzellanmasse und dürfen beim Bossieren nicht austrocknen.
Zuerst werden die einzelnen Teile überarbeitet, überschüssige Porzellanmasse entfernt, Details wie Haare oder Fingernägel ergänzt. Dann wird die Figur Stück für Stück zusammengesetzt, als Bindemittel wird Schlicker (flüssige Porzellanmasse) verwendet.
Wenn die Figur vollständig ist, wird sie noch einmal insgesamt überarbeitet und falls nötig noch Beläge ergänzt, bevor sie trocknen kann.
Als Biskuitporzellan bezeichnet man Porzellan, das ohne Glasur gebrannt wurde. Es ist ebenso dicht, wie glasiertes Porzellan, hat jedoch eine raue Oberfläche. Die Biskuittechnik wurde in der Figurenherstellung verwendet, um die Anmutung von Marmor oder Alabaster zu erzeugen. Heute findet sie auch in der Service- und Gefäßgestaltung Anwendung.
C
Als Craquelèe bezeichnet man einen Glasurdekor, bei dem künstlich erzeugte Glasurrisse eingefärbt werden. Die stark farbigen Haarrisse überziehen das gesamte Gefäß wie ein feines Netz. Die Craquelèe-Technik war in China bereits in der Frühzeit der Porzellanherstellung bekannt.
D
Als Dekorbrand bezeichnet man den dritten Brand in der Porzellanherstellung. Er erfolgt nach dem Dekorieren der Produkte mit Aufglasurmalerei bei etwa 900° Celsius. Im Dekorbrand verbindet sich die Malerei fest mit der Glasur und wird dadurch haltbar. Manche Farben ändern sich im Dekorbrand. Der berühmte Meissener Purpur ist vor dem Brand braun und erhält erst im Dekorbrand seine leuchtende Purpurfarbe. Sehr aufwändige Dekore erfordern mehrere Brände.
In der Porzellanherstellung bedeutet Dekoration die Malerei auf dem Porzellan. Dekorieren bedeutet das Malen auf Porzellan.
Das Drehen ist ein Fertigungsschritt in der Porzellanherstellung. Es ist eine von drei Arten der Formgebung für Porzellanmasse. Gedreht wird mit weicher Porzellanmasse auf einer Schub- oder Töpferscheibe. Prinzipiell kann man Porzellan „frei drehen“, wie beim Töpfern den Ton. Allerdings ist Porzellan nicht so bildsam wie Ton und neigt bei Freidrehen zu Rissbildung oder Deformation. Deswegen wird Porzellan in der Regel in Gipsformen eingedreht. Dazu dreht man zunächst eine Grundform, den so genannten Hubel. Dann befestigt man die Gipsform auf der Töpferscheibe und stellt den Hubel aus weicher Porzellanmasse in die Form hinein. Als nächstes dreht man die Form und dreht die Porzellanmasse von unten nach Oben an die Innenwand der Gipsform. Dabei werden in der Form angelegte Reliefs auf die Außenseite des Gefäßes übertragen. Im nächsten Schritt entfernt man mit einer Schablone überschüssige Porzellanmasse aus dem Inneren des Gefäßes und gibt ihm so seine innere Form. Dann muss das eingedrehte Gefäß noch einige Zeit in der Gipsform bleiben, bis der Gips der Porzellanmasse etwas Wasser entzogen hat. Dadurch schwindet das Gefäß minimal und lässt sich leicht aus der Gipsform entnehmen.
Als Durchbruch bezeichnet man eine Verzierungstechnik in der Porzellanherstellung. Es ist faktisch das Ausschneiden von Motiven: Nach dem Ausformen der Porzellane werden mit einem dünnen, sehr scharfen Messer aus der noch feuchten Porzellanmasse nicht benötigte Teile ausgeschnitten. Ergebnis ist ein Porzellanmotiv mit Leerräumen. Typisch für Durchbruch-Gestaltung sind Tellerränder, Schalen oder Etageren mit offenen Korb- oder auch floralen Motiven.
F
Farbfonds oder Fonddekore sind einheitlich gefärbte Bereiche, meist von Geschirr oder Vasen. Typische Beispiele sind Kobaltfonds auf den Rändern von Tellern oder den Körpern von Vasen. Farbfonds kann man stuppen oder spritzen.
Als Farbumschlag bezeichnet man in der Porzellanherstellung die deutliche Änderung einer Farbe im Brand. Den Farbumschlag gibt es sowohl bei Unterglasurfarben als auch bei Aufglasurfarben. Das Kobaltblau des Meissener Zwiebelmusters ist beim Malen, also noch vor dem Brand, grau. Erst im Glattbrand bekommt es seine leuchtend kobaltblaue Farbe. Der Meissener Purpur ist beim Malen Braun. Erst im Dekorbrand wird er purpurfarben.
Die Figurenmalerei schafft Dekore, in denen Figuren abgebildet sind. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Staffage, bei der Porzellanfiguren bemalt werden.
Das Formen ist ein Fertigungsschritt in der Porzellanherstellung. Es ist eine von drei Arten der Formgebung für Porzellanmasse. Es wird in der Figurenfertigung angewendet und erfolgt mit weicher, noch feuchter Porzellanmasse. Beim Formen presst der Former die Porzellanmasse in eine mehrteilige Gipsform. Bei sehr großen Gipsformen presst oder schlägt er die Porzellanmasse erst in die Formenhälften und schließt diese im Anschluss. Die Porzellanmasse muss dann einige Zeit in der Gipsform verbleiben, damit der Gips ihr etwas Wasser entziehen kann. Dabei schwinden die Einzelteile ein wenig und können danach leicht aus der Form entnommen werden. Nach dem Formen werden alle Einzelteile einer Figur zum nächsten Fertigungsschritt gegeben.
G
Die Gestaltung bezeichnet in der Manufaktur die Abteilungen, die in der Fertigung mit der plastischen Formgebung der Porzellane befasst sind. Zusammengenommen bilden sie „die Gestaltung“.
Das Gießen ist ein Fertigungsschritt in der Porzellanherstellung. Es ist eine von drei Arten der Formgebung für Porzellanmasse. Es wird zum Beispiel für die Fertigung von dünnwandigen Gefäßen (Vasen, Weihnachtskugeln…) eingesetzt. Das Gießen erfolgt mit flüssiger Porzellanmasse (Schlicker). Die flüssige Porzellanmasse wird in eine mehrteilige Gipsform gegossen, bis diese bis zum Rand gefüllt ist. Der Gips beginnt, dem Schlicker das enthaltene Wasser zu entziehen und es setzt sich an den Innenflächen der Gipsform Porzellanmasse ab. Nach einiger Zeit wird der in der Mitte der Form verbliebene Schlicker wieder ausgegossen. Dann muss die an den Innenseiten der Form verbliebene Porzellanmasse noch einige Zeit in der Form verbleiben, bis sie einen lederharten Zustand erreicht hat und ein wenig geschwunden ist. Danach kann man die Gipsform öffnen und das ausgeformte Gefäß entnehmen.
Als Glattbrand bezeichnet man den zweiten Brand in der Porzellanherstellung. Er erfolgt nach dem Glasieren der Produkte bei etwa 1400° Celsius. Im Glattbrand verdichtet sich das Porzellan, die Stücke verlieren etwa ein Sechstel ihrer Größe, ihre Glasur wird durchsichtig und verbindet sich fest mit dem Porzellan.
Als Glühbrand bezeichnet man den ersten Brand in der Porzellanherstellung. Er erfolgt nach dem vollständigen Trocknen der Produkte bei etwa 900 °Celsius. Nach dem Glühbrand sind die gebrannten Objekte verfestigt und haben eine raue, stark saugenden Oberfläche. Sie sind noch sehr zerbrechlich und müssen behutsam transportiert werden.
K
siehe dazu unter dem Begriff Pause
L
Litophanien sind Bilder, die die Lichtdurchlässigkeit von Porzellan nutzen. In der Regel sind es dünne, unbemalte, unglasierte Porzellanplatten, in denen das Motiv als Relief angelegt ist. Werden Litrophanien vor einer Lichtquelle platziert, kommt ihr Motiv zur Entfaltung. Dunkle Bereiche müssen dafür dicker, helle Bereiche dünner angelegt sein.
Lüster sind Porzellanfarben, die einen metallisch schimmernden, irisierenden Glanz haben und daher wie Perlmutt wirken. Die Wirkung des Lüsters entsteht durch eine hauchdünne Metallschicht (geringer als ein Zehntausendstel Millimeter), die im Dekorbrand entsteht. Frühe Lüsterdekore sind auf persischer Keramik bekannt.
M
In der Porzellanherstellung bezeichnet man die Grundform einer Figur oder eines Serviceteils als Modell. Das Modell wurde von einem Künstler oder einer Designerin geschaffen und bildet die Basis für die Serienproduktion. Das Modell ist der Ausgangspunkt für die Herstellung von Formen, aus denen dann in Porzellanmasse die Produkte immer wieder ausgeformt werden.
N
Nass liegen ist eine Bezeichnung aus der Porzellanmalerei. Sie kommt z.B. in der Staffage vor, also bei Aufglasurmalerei auf Figuren. Glatte Flächen mit gleichmäßig voller Farbkraft müssen ohne Unterbrechung aufgetragen werden. Bei größeren Flächen wie z.B. glatten Mänteln kann das Malen schon mal mehrere Stunden dauern. Trocknet die Farbe zwischendurch, entstehen sichtbare Ansätze und die Gleichmäßigkeit ist verloren. Sagt jemand in der Staffage-Abteilung: „Ich liege nass“, dann bedeutet das, der Malvorgang kann nicht unterbrochen werden.
P
Die Pâte-sur-Pâte-Malerei ist eine Schlickermalerei auf gefärbten Untergrund. Wörtlich aus dem Französischen übersetzt bedeutet diese Maltechnik „Masse auf Masse“. Dabei besteht der Malgrund aus gefärbter Porzellanmasse. Darauf wird mit Schlicker (flüssiger Porzellanmasse) in mehreren Schichten das Motiv gemalt. Dünne Schlickerschichten lassen mehr Untergrund durchscheinen und erscheinen so dunkler, dicke Schlickerschichten erscheinen heller.
Die Pause (auch: Konturenpause) ist ein Hilfsmittel in der Porzellanmalerei. Sie ist eine Art Schablone, die bei gebundenen Dekoren zur Einteilung der Malfläche verwendet wird. In die Pause sind die Konturen des Dekors eingestochen. Die Pause wird auf das zu bemalende Stück gelegt und mit einem Säckchen mit Holzkohlepulver darüber gerieben. Dabei fällt die Holzkohle durch die Löcher. Nimmt man die Pause nun weg, zeichnen sich die Konturen des Dekors auf dem zu bemalenden Stück ab und die Malfläche ist damit eingeteilt.
S
Die Scherbenstärke bezeichnet die Dicke von Porzellanen an einer bestimmten Stelle. Der Scherben ist in dem Fall kein Bruchteil eines Porzellans.
Schlicker ist die Bezeichnung für flüssige Porzellanmasse. Man nutzt Schlicker in der Figurenfertigung zum Verbinden von Figurenteilen. In der Geschirrfertigung nutzt man Schlicker zum Gießen von Gefäßen wie z.B. Vasen oder Kannen.
Als Schwindung bezeichnet man die Verringerung der Größe von Porzellanen während ihrer Fertigung. Die größte Schwindung tritt beim Meissener Porzellan im Glattbrand auf. Die Porzellane werden ca. 16 % kleiner.
Auch das ebenfalls in der Porzellan-Manufaktur Meissen hergestellte Böttgersteinzeug schwindet während seiner Fertigung, allerdings nur um etwa 12%.
Staffage ist eine Form der Aufglasurmalerei. Sie bezeichnet das Bemalen von Figuren. Im Lauf der Jahrhunderte hat sich die Staffagemalerei immer wieder gewandelt. Im 18. Jahrhundert war sie ein Thema mit Variation: innerhalb bestimmter Vorgaben bestimmten die Staffagemaler die Kleidung der Figuren. Im späten 19. Jahrhundert war es populär, den Stücken Geschichte zu geben. Die Malerei ließ sie älter erscheinen. Im 20. Jahrhundert entstanden Figuren mit sehr präzisen Staffagevorgaben, im 21. Jahrhundert erhielten manche Figuren klassische Servicedekore als Staffage. Die Staffage ist nicht zu verwechseln mit der Figurenmalerei, welche Figuren abbildet.
Stuppen ist eine Technik zum Auftragen von Farbfonds. Dabei wird die Farbe mit stumpfem Pinsel (abgeflacht, mit härteren Borsten) gleichmäßig auf das Porzellan getupft.
U
Unterglasurmalerei ist eine Porzellanmaltechnik. Sie wird auf einmal gebrannte Porzellane aufgetragen. Diese sind noch nicht glasiert, ihre Oberfläche ist saugfähig. Unterglasurdekore werden mit dem Pinsel aufgetragen. Die Malerei muss sehr präzise erfolgen, da er Untergrund die Farbe sofort aufsaugt. Korrekturen sind nicht möglich. Die verwendeten Farben müssen sehr temperaturbeständig sein, denn nach dem Malen werden die Stücke glasiert und bei etwa 1400° Celsius in zweites Mal gebrannt. Nach diesem zweiten Brand, dem Glattbrand, sind die Unterglasurdekore vollständig von der Glasur bedeckt und durch sie geschützt. Der berühmteste Meissener Unterglasur-Dekor ist das Zwiebelmuster.
Z
Als Zwischenbrand wird ein Dekorbrand bezeichnet, nach dem eine weitere Dekorschicht aufgemalt und erneut gebrannt wird. Zwischenbrände werden zum Beispiel bei Wandbildern oder auch in der naturalistischen Fruchtmalerei benutzt, um der Malerei mehr Tiefe zu geben.